Jusletter

Die Vorhersehbarkeit von Immissionen im Enteignungsrecht

  • Autor/Autorin: Marco Vitali
  • Rechtsgebiete: Energie- und Umweltrecht
  • Zitiervorschlag: Marco Vitali, Die Vorhersehbarkeit von Immissionen im Enteignungsrecht, in: Jusletter 16. Oktober 2006
Seit Oktober 2001 bzw. 2003 finden neu regelmässige Anflüge von Osten bzw. Süden auf den Flughafen Zürich statt. Es stellt sich die Frage, ob die Betroffenen infolge übermässiger Lärmimmissionen Anspruch auf eine Enteignungsentschädigung haben. Die Antwort darauf hängt in erster Linie davon ab, ob die Immissionen vorhersehbar waren. Der Beitrag stellt eine allgemeine Orientierungshilfe bei der Beurteilung dar, was vom Bürger enteignungsrechtlich an Voraussicht erwartet werden kann. Basierend auf der dogmatischen Einordnung des enteignungsrechtlichen Kriteriums der Vorhersehbarkeit sowie einer Analyse der bald 100-jährigen Praxis zum Schienen-, Strassen- und Luftverkehr wird aufgezeigt, dass sich die Vorhersehbarkeit auf die normale und übliche Entwicklung beschränkt, und dargelegt, was darunter zu verstehen ist.

Inhaltsverzeichnis

  • I. Einleitung
  • II. Übermässigkeit
  • A. Übermässigkeit unter Privaten nach Art. 684 ZGB
  • 1. Allgemeines
  • 2. Zum Mass der Einwirkung im Besonderen
  • 3. Zur Vorhersehbarkeit im Besonderen
  • 4. Ergebnis
  • B. Übermässigkeit von Lärmimmissionen eines öffentlichen Werkes nach bundesgerichtlicher Praxis
  • 1. Allgemeines
  • 2. Zur Spezialität im Besonderen
  • 3. Zur Schwere im Besonderen
  • 4. Zur Unvorhersehbarkeit im Besonderen
  • 5. Ergebnis
  • III. Dogmatische Einordnung der Vorhersehbarkeit beim Selbstverschulden – Abkoppelung von der Übermässigkeit
  • A. Die Logik des singulären Übermässigkeitsbegriffs und die Problematik des bundesgerichtlichen Dualismus
  • B. Rechtsnatur und Rechtfertigung der Unvorhersehbarkeit – Dogmatische Einordnung
  • 1. Schadenminderungspflicht
  • 2. Selbstverschulden oder «moral hazard»
  • C. Vorhersehbarkeit als Selbstverschulden im Enteignungsrecht
  • D. Entschädigungsausschluss und -reduktion
  • 1. Qualifiziertes Selbstverschulden als Ausschlussgrund
  • 2. Minderes Selbstverschulden als Reduktionsgrund – Aufteilung nach dem Verursacherprinzip
  • IV. Praxisanalyse
  • A. Schienen- und Strassenverkehr
  • 1. Die drei Fallgruppen
  • a. Fallgruppe 1: «Bestehende Werke»
  • i. Rechtsprechung
  • ii. Erkenntnis
  • b. Fallgruppe 2: «Bekannte Projekte»
  • i. Rechtsprechung
  • ii. Erkenntnis
  • c. Fallgruppe 3: «Besondere Lage»
  • i. Rechtsprechung
  • ii. Erkenntnis
  • 2. Die drei Phasen bei der Prüfung der Vorhersehbarkeit
  • a. Phase 1: «Musste mit Immissionen gerechnet werden?»
  • b. Phase 2: «Mit welchen Immissionen musste gerechnet werden?»
  • c. Phase 3: «Liegen die Immissionen im Rahmen dessen, womit gerechnet werden musste?»
  • d. Leitsatz zur Unvorhersehbarkeit im Schienen- und Strassenverkehr
  • 3. Auswirkung der Vorhersehbarkeit im Schienen- und Strassenverkehr
  • a. Bei Immissionen unter Privaten
  • b. Bei Immissionen des Schienen- und Strassenverkehrs
  • B. Luftverkehr
  • 1. Historische Entwicklung der Praxis
  • a. Flughafen Genf
  • b. Flughafen Zürich
  • 2. Erkenntnis prima facie – Stichtag als allgemeine Schranke
  • 3. Der zweite Blick – Stichtag als Benefizium?
  • 4. Auswirkung der Vorhersehbarkeit auf die Übermässigkeit im Luftverkehr
  • C. Konsequenz und Leitsatz zur Unvorhersehbarkeit im Luftverkehr
  • V. Normale und übliche Verkehrsentwicklung (insbesondere im Luftverkehr)
  • A. Vorbemerkungen
  • 1. Massgebender Beurteilungszeitpunkt
  • a. Geltende Praxis: Erwerbszeitpunkt
  • b. Bedeutung des Zeitpunkts des Überbauens
  • c. Differenzierung
  • d. Vorhersehbarkeit als apriorisches Wissen – Gefahr der Beurteilung a posteriori
  • 2. Wertende Elemente
  • 3. Einschränkendes Element
  • a. Unvorhersehbarkeit als Legitimationsvoraussetzung zur Einleitung eines ergänzenden Schätzungsverfahrens
  • b. Praxis
  • c. Erkenntnis und Folgerung
  • B. Begriff der normalen und üblichen Verkehrsentwicklung
  • 1. Normales Verkehrswachstum
  • 2. Üblicher technologischer Fortschritt
  • 3. Differenzierte Betrachtung bei der blossen Verkehrsumverteilung
  • a. Allgemeines
  • b. Grundsätzliche Unvorhersehbarkeit
  • c. Präzisierungen für den Luftverkehr
  • i. Umverteilungsbedingte Nutzungsänderungen ohne Anpassungserfordernis des Betriebsreglements – Rechtlich vorgesehene Möglichkeit der Umverteilungen
  • ii. Umverteilungsbedingte Nutzungsänderungen mit Anpassungserfordernis des Betriebsreglements – Nachträglich geschaffene Möglichkeit der Umverteilungen
  • iii. Wachstumsbedingte Nutzungsänderungen mit Anpassungserfordernis des Betriebsreglements
  • C. Ergebnis für die Vorhersehbarkeit im Luftverkehr
  • VI. Fazit

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